Die Scheidung verzögern: Ist die Trennung im Schneckentempo sogar vorteilhaft?

Von Geralt R.

Letzte Aktualisierung am: 31. März 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Header - Scheidung verzögern

Die Trennung vom Partner ist ein schmerzhafter Prozess und nicht immer stimmen die Eheleute über den Zeitpunkt der endgültigen Scheidung überein. Je nach Verzögerungstaktik kann die Scheidung sogar über Jahre hinausgezögert werden. Wie lange kann eine Scheidung maximal dauern?

Das Wichtigste in Kürze: Die Scheidung verzögern

  • Bereits durch die Nicht-Einwilligung eines Partners kann sich die Scheidung verzögern – bis zu zwei zusätzliche Jahre lang.
  • Auch die Abgabe von Folgesachen an das Gericht zieht das Scheidungsverfahren in die Länge.
  • Warum die Scheidung hinauszögern? Vorteile gibt es beispielsweise unter Umständen bei Unterhaltsfragen und dem Versorgungsausgleich sowie dem Zugewinnausgleich.

Ausführliche Informationen zur Verzögerung der Scheidung erhalten Sie im Folgenden.

Scheidung hinauszögern: Wie lange geht das?

Scheidung rauszögern: Theoretisch mehrere Jahre möglich

Wenn nicht beide Seiten überzeugt sind, kann dies die Scheidung hinauszögern.
Wenn nicht beide Seiten überzeugt sind, kann dies die Scheidung hinauszögern.

Voraussetzung für das Einreichen des Scheidungsantrages ist das Verstreichen des Trennungsjahres, welches mindestens zwölf Monate dauern muss. Erst dann kann die Ehe als gescheitert gelten. Doch wenn ein Ehepartner die Scheidung verzögern will, sind Taktik und Vorgehensweise schnell klar: Stimmt er der Scheidung einfach nicht zu, kann sich die Trennungsdauer auf einen Mindestzeitraum von drei Jahren verlängern.

Der Mann/die Frau will die Scheidung nicht unterschreiben? Der Mann/die Frau zögert die Scheidung bewusst hinaus? Für den anderen Ehepartner bestehen in der Regel wenig Möglichkeiten, bei einer Scheidung die Verzögerung zu verhindern. Normalerweise kann hier nur die Einigung mit dem Partner helfen.

Wie lange kann man eine Scheidung im Gerichtsverfahren hinauszögern?

Sind jedoch die für die Scheidung nötigen Fristen abgelaufen, kann die rechtliche Trennung auch ohne die Zustimmung des verweigernden Ehepartners vollzogen werden. Spätestens nach drei Jahren sollte der Scheidungswillige sich also einen Anwalt suchen.

Wie lange jedoch das Gerichtsverfahren dauert, ist pauschal nicht zu prognostizieren. Hier ist der Einzelfall entscheidend. Die Scheidung kann sich verzögern, wenn beispielsweise viele Folgesachen zu verhandeln sind. Je mehr Folgesachen Teil des Verfahrens werden müssen, weil zwischen den Ex-Partnern keine Einigung erzielt werden konnte, desto länger dauert auch das gesamte Scheidungsverfahrens.

Als Folgesache wird jede familienrechtliche Angelegenheit im Zusammenhang mit der Scheidung bezeichnet, beispielsweise Fragen des Unterhalts, des Sorgerechts für gemeinsame Kinder oder der Aufteilung des Hausrats.

Scheidung hinauszögern: Gibt es Vorteile?

Anreize im Familienrecht: Wer die Scheidung hinauszögern will, hat manchmal Vorteile.
Anreize im Familienrecht: Wer die Scheidung hinauszögern will, hat manchmal Vorteile.

Unter Umständen kann es für beide Parteien sinnvoll sein, die Scheidung zu verzögern. Dies kann zum Beispiel bei gemeinsamen Kindern oder finanziellen Fragestellungen der Fall sein. Rechtlich gesehen ist es kein Problem, getrennt zu leben, aber verheiratet zu bleiben, sofern die Steuerklasse ordnungsgemäß gewechselt wird.

Doch es kann auch einseitige Vorteile für denjenigen bringen, der die Scheidung hinauszögern will. Denn Trennungsunterhalt wird ausschließlich bis zur Rechtskraft des Scheidungsbeschlusses gezahlt. Vor allem, wenn nachehelicher Unterhalt per Ehevertrag ausgeschlossen wurde, kann dies sinnvoll sein.

Ebenso kann es vorteilhaft sein, die Scheidung zu verzögern, wenn der Versorgungsausgleich zu finanziellen Nachteilen eines Ehegatten führen würde. Auch der Wegfall des Zugewinnausgleichs kann sinnvoll sein. In der Regel muss dann jedoch eine gewisse Einigkeit über die Höhe des Trennungsunterhalts bestehen.

Scheidung und Trennung hängen in besonderem Maße vom Einzelfall ab. Suchen Sie sich daher am besten einen Scheidungsanwalt und besprechen Sie mit diesem, wann der ideale Zeitpunkt für die Scheidung ist und ob es Sinn macht, die Scheidung zu verzögern!

Über den Autor

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Geralt R.

Geralt hat eine Ausbildung als Standesbeamter abgeschlossen und verstärkt seit 2017 unser Team von scheidung.org. Mit seinen Ratgebern informiert er unsere Leser zu verschiedenen Themen im Familienrecht, wie z. B. Unterhalt und Sorgerecht.

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Kommentare

  • kerstin sagt:

    Hallo Günter Die Immobilie versteigern lassen ist manchmal der einzige Weg, um sich endlich trennen zu können. Wieso Ehegattenunterhalt, kann sie nicht arbeite?
    Alles Liebe und viel Glück.
    Kerstin
    P:S Sie sind nicht allein, so geht es vielen Männern.

  • Günther sagt:

    Meine Gattin verzögert seit 5 Jahren ( Zeitpunkt der Scheidungseinreichung nach Trennungsjahr). Inzwischen zahle ich Unterhalt bzw. habe auch zurückberechneten Ehegatten Unterhalt bezahlt. Es hängt nur noch am Zugewinn bzw. Verkauf unserer Immobilie welchem Sie nicht zustimmt.
    Muss nicht nach 3 Jahren automatisch geschieden werden?

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